Twitter ging am 07.11.2013 an die Börse - und legte einen furiosen Start hin. Vom Ausgabekurs von 26 Dollar schnellte die Aktie am ersten Tag zwischenzeitlich auf über 50 Dollar hoch, ließ damit gestandene Unternehmen wie Yahoo und Time Warners hinter sich und endete schließlich mit einem satten Gewinn (44,90 Dollar). Das erstaunt weniger, weil es sich um eine Firma aus dem Bereich der Neuen Medien handelt, sondern vielmehr, weil Twitter bislang noch nie Gewinne geschrieben hat. Das soll nun mit verstärkter Werbung erreicht werden.
Social Networks wie Twitter müssen nicht automatische Senkrechtstarter an der Börse werden - siehe Facebook. Nach dem Börsengang war der Kurs des größten Netzwerkes der Welt zunächst abgestürzt, wobei der IPO-Preis der Papiere zu hoch angesetzt worden war. Dennoch - auch die Facebook-Aktie hat sich inzwischen erholt und notiert inzwischen weit über dem damaligen Ausgabekurs. Die Twitter-Chefs und ihre Berater aus führenden Wallstreet-Bankhäusern waren gewarnt und legten mit 26 Dollar pro Aktie einen nicht zu hohen Emissionskurs des Papiers fest. Diese Strategie ging auf, die Anleger rissen sich um die Aktie, die 30-fach überzeichnet war. Dieser Hype verpflichtet, Twitter muss nun liefern. Um bis zu 93 Prozent war der Kurs an der NYSE schon am ersten Tag gestiegen, mit der Schlussglocke war Twitter 25 Milliarden Börsen-Dollar wert. Wer die Twitter-Story betrachtet, kann das möglicherweise nachvollziehen, denn der anfangs belächelte Zwitscher-Dienst mit seinen Nachrichten in SMS-Länge (140 Zeichen, jedoch inklusive Links und Bildern) wird von Politikern und Showstars genutzt, er hat die nordafrikanischen Revolutionen vorangetrieben und gilt als eine der besten Quellen für Ad-hoc-News. Der geglückte Börsenstart muss daher nicht unbedingt verwundern - wenn nicht die Sache mit den Gewinnen wäre.
Die Twitter-Chefs kalkulieren nüchtern und wollen das Geld aus dem IPO vollständig reinvestieren. Das sagte unmittelbar nach dem Börsengang einer von ihnen, Dick Costolo, den Reportern des US-Finanznachrichtensenders CNBC. Es sei eine Menge Arbeit zu erledigen, so Costolo, trotz des gigantischen Wachstums bei Nutzerzahlen (230 Millionen) und Umsatz (422 Millionen Dollar bislang in 2013) habe man nämlich noch längst nicht den Breakeaven erreicht. Der Verlust 2013 beträgt bislang 134 Millionen Dollar. Das ist bei Twitter seit der Gründung 2006 ein Dauerzustand, den nun erhöhte Werbeeinnahmen beenden sollen. Dafür hat Twitter einige neue Konzepte in der Schublade, die endlich neben den Nutzern auch die Werbekunden überzeugen sollen. Diese investieren zehnmal mehr in den großen Bruder und Konkurrenten Facebook, von dem sich Twitter wohl oder übel einige Tricks abgucken wird.
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