Die Deutschen sparen gern, das wurde ihnen auch über Jahrzehnte stets empfohlen. Die Sparquote ist zwar 2013 mit 8,5 % auf ein Zwölf-Jahres-Tief gefallen, doch noch immer liegen rund 1,2 Billionen Euro auf deutschen Sparbüchern, Tages- und Festgeldkonten. Das ist nicht viel weniger als die Staatsverschuldung, die am 16. Februar 2014 laut Schuldenuhr (ein inoffizielles Instrument des Bundes der Steuerzahler) bei 2,13 Billionen Euro liegen soll. Die Spargläubigkeit der Bundesbürger kostet diese jedoch inzwischen reales Geld, denn die meisten der Sparanlagen - darunter fast alles, was auf Tagesgeldkonten liegt, und praktisch jedes Sparbuchguthaben - wird inzwischen unter der Inflationsrate verzinst. Der Schaden für die Sparer geht in die Milliarden.
Es herrscht eine sogenannte Zinsschere zwischen der Guthabenverzinsung und der Inflation, die zur schleichenden Enteignung der Sparer führt. Der Hintergrund ist in den niedrigen EZB-Zinsen von inzwischen nur noch 0,25 % p.a. zu finden, denen die Banken mit ihren sicheren Sparzinsen folgen müssen. Kreditnehmer darf die Entwicklung freuen, es war nie so billig, sich zu verschulden. Doch nicht jeder braucht und möchte Kredit, die Deutschen besitzen Geld und würden es gern gewinnbringend anlegen - aber wo? Wer nämlich sein Geld auf dem Sparbuch liegenlässt, muss in Zukunft mit noch höheren Verlusten rechnen. Die zuletzt gesunkene Inflationsrate beginnt allmählich wieder zu steigen, die Zinsschere zwischen Spareinlage und Inflationsverlust öffnet sich also. Davor warnte jüngst unter anderem der Chefvolkswirt der Deka-Bank Ulrich Kater. Für 2014 werden 1,1 % Inflation erwartet, 2015 könnten es 1,3 % und in den kommenden Jahren wieder die von der EZB als "gesund" betrachteten 2,0 % p.a. werden. Dass die Sparzinsen bei weiter niedrigem EZB-Zins mitsteigen, erscheint indes unmöglich, und so müssen Sparer allmählich scharf darüber nachdenken, wie sie umsteuern könnten. Der DIW-Deutschlandexperte Simon Junker malt ein düsteres Bild für die Sparer, er erwartet dauerhaft negative Renditen, wenn der Realgewinn als Relation zwischen Sparzins und Inflation betrachtet werde. Das liegt speziell in Deutschland nicht nur an der Zinsschere selbst, sondern auch an dem ungebrochenen Hang zum sicheren Sparen. Schon immer galten die Deutschen als rückständig, was alternative Anlagen angeht. Erst spät entdeckten sie Aktien für sich als Anlage, andere Möglichkeiten wie Staats- und Unternehmensanleihen, Immobilienfonds oder gar Rohstoffzertifikate gelten den meisten Bürgern hierzulande als exotische und höchst unsichere Produkte. Doch die Zeit für einen Umdenk-Prozess läuft gegen die Sparer, denn hohe Fixzinsen, die noch vor einigen Jahren für Festgeldanlagen vereinbart worden waren, laufen allmählich aus. Neuangebote werden nur noch höchst spärlich verzinst, die besten Festgeldangebote bewegen sich aktuell zwischen 2,50 - 2,90 % p.a., aber nur bei hohen Summen und längerer Bindungsfrist. Eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht: Zuletzt im Januar 2014 hat EZB-Präsident Mario Draghi seine Niedrigzinspolitik bekräftigt. Damit dürften die Sparzinsen auf ihrem niedrigen Niveau verharren.
Es drohen verschiedene Gefahren durch eine Schere zwischen Sparzins und Inflation. Die sparenden Bürger verlieren etwas Geld, doch wer beispielsweise konsequent auf Festgeld setzen und dabei die jeweils besten Angebote herauspicken würde, könnte diesen Effekt vermeiden und immer noch einen winzigen Zinsgewinn generieren. Die größeren Risiken sehen Experten an anderen Stellen. Menschen sparen in solchen Situationen weniger, was unter anderem ihre Altersvorsorge gefährdet. Daneben gehen sie unkalkulierbare Risiken etwa mit riskanten börslichen Anlagen ein, von denen sie zu wenig verstehen und die dann zu exorbitanten Verlusten führen. Davor warnt unter anderem der Chef-Volkswirt der Commerzbank Jörg Krämer, der sich gleichzeitig einen gesunden EZB-Leitzins bei 0,5 % vorstellt und das auch öffentlich empfiehlt, aber natürlich keine Stimme im Parlament der EZB-Währungshüter besitzt. Nicht einmal Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, einer der schärfsten Gegner der europäischen Niedrigzinspolitik, konnte seinen Standpunkt in der Vergangenheit durchsetzen.
Als solide und wenig riskant, aber renditestark gelten aktuell Immobilien in nahezu jeglicher Form. Denkmalschutz- und Pflegeimmobilien werden gleichermaßen beworben und können bei einer Anlage mit Augenmaß - unter anderem spielt das Management eine große Rolle - Renditen zwischen vier und sieben Prozent jährlich generieren. Das Risiko fällt dabei mäßig aus, die Immobilie verschwindet ja nicht. Auch Unternehmensanleihen sind im Aufwind und dürfen als sehr sicher betrachtet werden, wenn sie von Blue Chips (in Deutschland also den DAX-Unternehmen) stammen, wobei hier die Renditen meist relativ niedrig ausfallen (etwa zwischen Tages- und Festgeldniveau). Wer nach Mittelstandsanleihen schaut, sollte sich beraten lassen. Hier gibt es Varianten mit garantierter Rückzahlung der Einlage und Kuponausschüttungen beispielsweise von 9,25 % p.a. auf die 3W Power Holding 10/15-Festzinsanleihe (WKN: A1A29T, Kupon immer zum 01.12. eines Jahres), die jedoch durch die nur mit CCC+ geratete AEG Power Solutions B.V. zugesichert werden (Rating durch Standard & Poors) - das kann schlimmstenfalls auch schiefgehen.
Diese Webseite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Mehr Informationen in unserer Datenschutzerklärung. Ok