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Kategorie: Wirtschaft
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Veröffentlicht am Montag, 05. Januar 2015 17:59
Auf die Mutter aller W-Fragen gab es in Europa schon seit 1988 die passende Antwort: Die EU-Kommission hat's wohl noch nicht geregelt. Andere Dinge wie die Krümmung der Gurken wurden nämlich in jenem Jahr durch die berühmt-berüchtigte “Gurkenverordnung” (Nr. 1677/88/EWG) festgesetzt. Fortan fragten sich europäische Verbraucher, warum die Banane immer noch krumm sei und wie lange sie das wohl bleiben dürfe. Wir wollen für die Kinder, die unsere Beträge unheimlich gern lesen, kurz die Frage aus botanischer Sicht beantworten: Eine Banane ist krumm, liebe Kinder, weil sie anfangs herabhängt, wenn sie noch klein ist, und sich dann im Verlaufe ihres Wachstums wie jede Blume nach dem Licht streckt, das von oben kommt. Dadurch wird sie krumm. Die EU wird daran wohl vorläufig nicht viel ändern können.
Gurken statt Bananen
Es gibt tatsächlich eine Bananenverordnung der EU-Kommission (Nr. 2257/94/EWG), die nicht die Krümmung, allerdings die Größe von Bananen festschreibt. Der Spott europäischer Wutbürger dichtete dieser Verordnung irgendwann die Aussage an, “darum ist die Banane krumm!”, die aber nicht stimmt. Der Hintergrund war sechs Jahre zuvor mit der Gurkenverordnung geschaffen worden. Diese inzwischen abgeschaffte Verordnung besagte eigentlich im Detail, dass Gurken in verschiedene Güteklassen unter anderem anhand ihrer Krümmung einzuteilen seien. Es wurden also nicht krumme Gurken verboten, wie sie die Oma aus dem Gartenbeet buddelt, sie durften nur nicht mit anderen, edlen Gurkenbrüdern zusammen in einer Kiste im Supermarkt angeboten werden. Sie mussten auch was anderes kosten. In die Handelsklasse “Extra” durften nur Gurken mit einer Maximalkrümmung von zehn Millimetern, gemessen auf zehn Längenzentimetern, einsortiert werden. Das war zwanzig Jahre lang eine Steilvorlage für europäische Kabarettisten, jedoch auch ein starkes Argument für EU-Kritiker. Darüber also befinden unsere EU-Abgeordneten? Deren aktuelles Nettogehalt (Stand: 2015) liegt bei rund 6.200 Euro exklusive Spesen. In den 1990er Jahren gab es noch unterschiedliche Gehälter für die Abgeordneten einzelner Staaten, wir präsentieren diese Zahl hier nur der Kuriosität und der vergleichenden Ansicht halber. Für 6.200 Euro (netto, meine sehr verehrten Damen und Herren, also nach Steuer und Versicherung) machen die sich Gedanken über eine krumme Gurke. Und warum die Banane immer noch krumm ist. Das kann ich auch, denkt sich mancher.
Was wurde denn aus der Gurkenverordnung?
Die EU hat sie 2009 abgeschafft. Sie war ernsthaft gefährlich geworden, denn Korruptionsermittler verschärften, getrieben vom heiligen Zorn über die Gurkenkrümmung, ihre Recherchen bezüglich versickerter EU-Gelder. So manche Vetternwirtschaft wurde aufgedeckt, so manch ein Abgeordneter musste seinen Hut nehmen. Allen Beteiligten schwante, dass das irgendwie mit den nicht mehr krummen Gurken zusammenhing. Stellen Sie sich das mal vor: Ein EU-Abgeordneter geht irgendwo in den späten 1990er Jahren durch einen europäischen Supermarkt, betrachtet die Gurken, nimmt eine von ihnen wohlwollend in die Hand und denkt sich: Das haben wir aber schön hingekriegt! Gleichzeitig fällt ihm ein, dass er nun schon fast so lange, wie diese Verordnung existiert, seine Ehefrau schwarz aus EU-Mitteln beschäftigt. Es hat nur noch keiner gemerkt. In einem anderen EU-Land geht ein Korruptionsermittler zur gleichen Zeit durch einen Supermarkt, wiegt bedächtig, aber eher beiläufig eine Gurke in der Hand und denkt sich: Na, da haben sie ja was hingekriegt, diese EU-Heinis. Haben die eigentlich nichts Besseres zu tun? Wovon wollen die eigentlich ablenken? Ich muss mal schauen, wer da alles seine Ehefrau schwarz beschäftigt. Denn wer nichts Besseres zu tun hat, als über Gurkenkrümmungen nachzudenken, nur damit er seinen schönen EU-Posten behält, dem traue ich auch sonst jede Schandtat zu. Flugs nahm der Ermittler seine Ermittlungen auf. Der EU-Abgeordnete musste daraufhin Steuern und SV-Beiträge für seine Ehefrau auf zehn Jahre nachzahlen. Als sich die beiden begegneten - Abgeordneter und Korruptionsermittler -, sagte Letzterer beiläufig: “Hätten Sie mal mehr über Steuern und weniger über krumme Gurken nachgedacht!” Dieser Abgeordnete stimmte später für die Abschaffung der Gurkenverordnung. Das war 2009.
Ist die EU wirklich so schlecht?
Sagen wir es mal so: Wo ein Bürokratiemonster wie die Brüsseler EU-Kommission samt Parlament und all den Beamten geschaffen wird, verselbstständigt es sich alsbald. Bürokratie unterliegt Eigengesetzen. Was glauben Sie, warum wir an manchen Stellen - angefangen bei der Steuererklärung - nur kopfschüttelnd vor den Auswüchsen der Bürokratie verzweifeln? Da saß ein Beamter nun schon Wochen und Monate auf seinem Stuhl, kämpfte mangels sinnvoller Beschäftigung gegen den Büroschlaf und dachte sich schließlich dieses Formular aus. Sein Ministerium erfand dazu das passende Gesetz. Nicht jeder kann was Sinnvolles leisten wie Sie, lieber Handwerksmeister, der Sie uns ein Dach über dem Kopf errichten, oder Sie, liebe Lehrerin, die Sie unsere Kinder erziehen, oder Sie, lieber Affiliate, der Sie die viele schöne Online-Werbung in Gang setzen (Letzteres ist ein Insider-Witz). Kurz und gut: Es gibt viele sinnvolle Berufe, aber das Beamtentum in Brüssel gehört nicht dazu. Die Gurkenverordnung und vieles dergleichen führte und führt es uns vor Augen. Gott sei Dank ist die Banane noch krumm.